Märchenhafte Averserstrasse
Heute gehen wir mit dem frühestmöglichen Bus in Richtung Aversertal. Eine für uns beide komplett unbekannte Region, welche ab Andeer in südlicher Richtung zur italienischen Grenze zeigt. Wie weit ab das Tal von der Zivilisation liegt zeigen zwei Faktoren: einerseits ist der Bus schon ordentlich kleiner und wir sind noch gerade drei Gäste und die Verkehrsfrequenz ist gerade 6x pro Tag ins Tal hinein. Wir fahren bis nach Ferrera, der Haltestelle Val digl Uors. Der Postautochauffeur wünscht uns einen tollen Tag und fragt mit einem Schmunzeln nochmals ob wir hier richtig sind.

Wie der Name Ferrera andeutet, prägte der Bergbau die ältere Geschichte des Ferrera-Tales. Der Abbau und die Verhüttung von Eisen-, Kupfer-, und Blei-Erzen kam erst 1869 zum erliegen. Die Eingänge der Abbaustollen und -minen sind heute noch zu erkennen. Die «Schmelza», ein gut erhaltener Kamin einer Flammofenanlage samt Ruine eines Schmelz- und Aufbereitungsgebäude, ist eindrücklicher Zeuge der letzten bedeutenden Bergbauphase unter englischer Führung.
Wir können gerade vis-à-vis auf den neuen Rundwanderweg einfädeln und kämpfen auf den ersten Metern mit einigen Schneefeldern, welche noch auf dem Weg liegen. Daneben, wie die Sonne die Flächen bereits erwärmen kann spriessen bereits die ersten Pflanzen aus dem Boden und beginnen sich zu entfalten.


Kurz darauf sind wir bereits beim ersten Etappenziel. Richtig wir arbeiten auch heute an den Jahreszielen :-). Hier wurde 2018 eine Hängebrücke mit einer speziellen Konstruktion gebaut. Das Tragseil ist direkt unter der Geländerabdeckung montiert, was die Brücke extrem elegant macht. Zusätzlich mit dem Durchgang und der leichten Verwindung ist dieses Exemplar eine kleine Perle in der Landschaft. Echt schön gemacht und wir sind gespannt auf den Adrenalinfaktor.





Hängebrücke | Innerferrera, Innerferra GR |
Spannweite | 70 m |
Höhe | 60 m |
Breite | 80 cm |
Überquert | Ragn da Ferrera |
Höhe über Meer | 1478 m.ü.M |
Erbaut | 2018 |
Technik | Drahtseilbrücke |
Kosten Benutzung | kostenlos |
geöffnet | nur wenn schneefrei |
Detaillierte Informationen zur Hängebrücke | haengebruecken.com |
Durch die Bauart ist die Brücke recht stabil und schaukelt (leider) nur wenig. Dies ist zwar ein wenig schade, aber das darum herum und der Sonnenschein entschädigt für den fehlenden Adrenalin. Dahinter auf der gegenüberliegenden Seite beginnt ein märchenhafter Wald mit einer enormen Intensität an grünem Farbton. Kaum zu beschreiben und dies muss einfach genossen werden.


Der kurze Weg zurück bis Innerferrara ist gut beschildert und mit einigen spannenden Fakten zum Gebiet ausgestattet. Wirklich toll gemacht. In Innerferrara müssen wir zuerst noch die Geissen am Dorfrand begutachten. Spannend, zuerst rennen alle weg, dann traut sich einer der älteren Böcke in unsere Nähe, worauf alle grossen und kleinen Geissli plötzlich wieder vor uns steht. Nach einer Weile weichen alle und von hinten kommt der „älteste“ Bock aus dem Stall. Spannen die Hierarchien und Verhaltensmechanismen zu studieren.


Weiter geht die Reise linksseitig entlang des gestauten Ragn da Ferrera in Richtung Ausserferrara. Der Weg schlängelt sich dem Wasserverlauf entlang und nach längerer Strecke stehen wir vor der Kraftwerke Zentrale der KHR. Eindrücklich, was hier alles in Stollen und unterirdischen Schächten verbaut wurde. Die Strecke zwischen den beiden Orten zieht sich und leider wird es auch immer wie bewölkter. Das zweite Tagesziel liegt mitten in der Strecke zwischen den beiden Ortschaften und ist eine klassische Nutzbrücke, welche durch die Forstbetriebe erstellt wurde. Nichts schönes, kein Adrenalin, einfach die Aufgabe erfüllend.




Hängebrücke | Plan Davains, Ausserferrara GR |
Spannweite | 35 m |
Höhe | 5 m |
Breite | 115 cm |
Überquert | Ragn da Ferrera |
Höhe über Meer | 1362 m.ü.M |
Erbaut | 2007 |
Technik | Drahtseilbrücke |
Kosten Benutzung | kostenlos |
geöffnet | ganzjährig |
Detaillierte Informationen zur Hängebrücke | haengebruecken.com |
Der nächste Abschnitt geht +/- neben der Hauptstrasse entlang und ist nach der vorherigen Strecken eine Autobahn zum laufen. Jedoch beginnt es kurz vor Ausserferrara nun zu regnen und wir hüllen uns in die Regenkleider und legen nochmals einen Gang zu. Grundsätzlich hätten wir die Chance in Ausserferrara den Tagesausflug abzubrechen und mit dem Postauto zurück zu fahren, welches in ein paar Minuten dort sein sollte. Doch der Ehrgeiz treibt uns weiter und kurz darauf dürfen wir die Hängebrücke #3 des Tages queren. welche wie bereits vorher im selben Stil erbaut wurde. Wir halten nicht lange da auf, weil es gerade wirklich nass ist.


Hängebrücke | Ausserferrara, Ausserferrara GR |
Spannweite | 27 m |
Höhe | 8 m |
Breite | 135 cm |
Überquert | Ragn da Ferrera |
Höhe über Meer | 1292 m.ü.M |
Erbaut | 2013 |
Technik | Drahtseilbrücke |
Kosten Benutzung | kostenlos |
geöffnet | ganzjährig |
Detaillierte Informationen zur Hängebrücke | haengebruecken.com |
Der nächste Abschnitt wird nochmals wie zu Beginn richtig mystisch. Bemooste Waldpartien mit mächtigen Felsblöcken und riesigen alten Kiefern und Arven wechseln sich laufend ab. Ein tolles Bild. Auf Petrus scheint dies gesehen zu haben und der Regen lässt nach und phasenweise scheint leicht die Sonne. Wir machen noch einen Rast und stärken uns für den letzten Kilometer. Dabei verpassen wir auch noch die vierte Hängebrücke, welche Eingangs des Schlucht ist. Diese Hängebrücke wurde für den Rundwanderweg der Gemeinde Ausserferrara gebaut um Eingangs Dorf die Ragn da Ferrara wieder zu kreuzen. Wir jedoch geniessen die letzten anspruchsvollen Meter in der Schlucht und saugen nochmals alles auf. Wirklich mystisch diese Gegend und für uns hat sich der Tag vollends gelohnt. In Ferrara Schmelzi gehts wieder aufs Postauto zurück. Wir sind uns aber bereits heute einig, dass wir den unteren Teil bis nach Andeer auch noch durchwandern werden in der nächsten Zeit.
Anbei noch einige Impressionen aus der Strecke:













